01/2021 – Politische Machtspiele um die Erweiterung der Kita in Beckdorf

Die zeitliche Abfolge der Beratungen des Gemeinderates zur KITA-Erweiterung sind allerdings ein einziges Trauerspiel:

24.01.2017

Während der Ortsbesichtigung der Beckdorfer Kita wendeten sich einige Erzieherinnen hilfesuchend an den Beckdorfer Rat, weil mit den beengten räumlichen Verhältnissen kein Ganztagsbetrieb aufrecht erhalten werden kann. Insbesondere, weil für die Mittagsmahlzeiten kein geeigneter Raum vorhanden ist. Die Küche war nicht für den Ganztagsbetrieb geeignet. Ein Abstellraum fehlt, im einzigen vorhandenen Abstellraum wurden auf wackeligen Regalen Beckdorfer Akten gelagert. Für die Erzieherinnen und Erzieher sowie Eltern war eine einzige Toilette vorhanden. Ein Differenzierungsraum fehlte uvm.

Der Beckdorfer Rat beschließt daraufhin einen Arbeitskreis, bestehend aus 1 Ratsmitglied/Fraktion, einem Mitglied der Verwaltung und einigen Erzieher/innen ins Leben zu rufen, um gemeinsam Lösungen zu finden, wie auf dem vorhandenen Grundstück ein Anbau realisierbar wäre.

27.06.2017

Die Gemeinde Beckdorf bekommt die einmalige Gelegenheit, das nördlich neben der KITA gelegene Grundstück zu kaufen. Die vorhandene KITA war im Eigentum der Gemeinde Beckdorf und an die Samtgemeinde vermietet. Ein Architekturbüro macht einen ersten Entwurf unter Berücksichtigung des jetzt zur Verfügung stehenden Grundstücks. Der Arbeitskreis trifft sich vorübergehend weiter. Schon im Herbst 2017 haben die Grünen empfohlen, die Samtgemeinde an der Beckdorfer Planung zu beteiligen. Dies wird vom Beckdorfer Bürgermeister und von der Verwaltung für noch nicht nötig gehalten.


09.11.2017
In der Sitzung des Beirates der Kindertagesstätten Apensen und Beckdorf wurde die erste Information über die Beckdorfer Planung der KITA-Erweiterung auf Samtgemeinde-Ebene vorgetragen. Bis zu diesem Zeitpunkt fand die Kita Planung nur im Beckdorfer Rat statt.

24.6.2018
Die Fraktionen von CDU, Grüne/UWA, FWG sowie Rolf Makoschey des Samtgemeinderates stellen einen gemeinsamen Antrag, dass die Samtgemeinde die Baumaßnahmen für die KITA Beckdorf durchführen soll.

26.6.2018
Peter Löwel verliest im Samtgemeinderat eine Erklärung warum sich die Gruppe UWA/Grüne dem Antrag der CDU angeschlossen hat. Der Antrag wird mit 12 zu 7 Stimmen angenommen.

02.7.2018
Der damalige Samtgemeindebürgermeister Sommer bietet der Gemeinde Beckdorf den Kauf der vorhandenen KITA und des neuen Grundstücks durch die Samtgemeinde für einen Buchwert von 770.000 € an. Der Beckdorfer Gemeinderat beschließt mehrheitlich, das Grundstück und die KITA zu behalten und das Betreiben der KITA über Erbbaurecht zu regeln. Es folgen weitere Sitzungen, in denen über das geplante Erbbaurecht gestritten wird. Sie sind für das weitere Vorgehen heute nicht mehr relevant.

17.7.2018
Der Samtgemeinde-Arbeitskreis „Erweiterung KITA Beckdorf“ tagt. 

26.7.2918
Der Samtgemeindeausschuss erteilt dem Architektenbüro den Auftrag für die Erweiterung der KITA Beckdorf.

11.12.2018
Das Amtsgericht hat die Eintragung  eines Erbbaurechtsrechts abgelehnt. Die Gemeinde Beckdorf beschließt die bestehende KITA in Beckdorf nun doch an die Samtgemeinde zu verkaufen.

17.12.2018
Der Samtgemeinderat beschließt, die bestehende KITA von der Gemeinde Beckdorf zu kaufen.

16.4.2019
Der Samtgemeindeausschuss erteilt die Aufträge für die Fachplanungen der Erweiterung der KITA Beckdorf.

Im Mai 2019  
Die Samtgemeinde Apensen beantragt die Baugenehmigung.

26.9.2019
Der Samtgemeinderat beschließt den 1. Nachtragshaushalt 2019. Darin ist eine neue Kostenschätzung für die Erweiterung der KITA enthalten. Neueste Schätzung der Gesamtkosten: 2.835.084,55 €. Die Gemeinde Beckdorf war damals von unter 2 Mio € ausgegangen.

Anfang 2021 war der Anbau dann endlich fertig gestellt. Damit hat der Bau von den ersten Planungen bis zur Fertigstellung 3 ½ Jahre gedauert.

Die 3 neue geschaffenen Gruppenräume konnten aber trotzdem nicht sofort in Betrieb gehen. Erstens war die Kita wegen der Pandemie geschlossen und zweitens fehlt uns heute immer noch das erforderliche Fachpersonal.

Fazit:

Eines muss klar gestellt werden, die Initiative für alle KITA Erweiterungsüberlegungen, die schlussendlich zum großzügigen KITA Anbau führten,  wurden ausgelöst vom Hilferuf der Beckdorfer KITA Beschäftigten! Weder dem damaligen Beckdorfer Bürgermeister noch der Verwaltung und auch nicht dem „alten Rat“ während der vorigen Ratsperiode bis Ende 2016 war die räumliche Situation bis zum Hilferuf der Erzieher/innen aufgefallen.

Die Gemeinde Beckdorf hat dann 1 ½ Jahre gebraucht um endlich einzusehen, dass ein Verkauf der KITA an die Samtgemeinde unausweichlich ist.

Beckdorf hätte den KITA-Anbau ohnehin nicht finanzieren können. Die darauf folgenden 2 Jahre Bauzeit sind für heutige Verhältnisse leider schon absolut normal.

Trotzdem wurde von großen Teilen des Beckdorfer Rates viel zu lange weiter behauptet, dass die Samtgemeinde für die Bau-Verzögerung verantwortlich war. Die Grünen haben dagegen von Anfang an für einen Verkauf der Kita an die Samtgemeinde gestimmt.

Von dem damaligen Bürgermeister, dem Gemeindedirektor und einigen Ratsmitgliedern in Beckdorf wurde damals immer wieder behauptet, dass der Kita-Anbau von den Überschüssen aus dem Baugebiet „An der Blide“ bezahlt werden kann. Dies hatten wir, anfangs noch sehr unerfahren nach wenigen Monaten im Beckdorfer Rat, auch noch geglaubt. Nach dem Rücktritt des damaligen Beckdorfer Bürgermeisters Anfang Juli 2018, der den Rücktritt mit seinem Protest gegen die Kita-Entscheidung begründete, und dem überraschenden Rücktritt des derzeitigen Gemeindedirektors und Kämmerers im März 2019 stellte sich heraus, dass die Kalkulationen für das Baugebiet so gravierende Fehler aufwiesen, dass der am 19.02.2019 gefasste Beschluss zum Verkaufspreis der erschlossenen Grundstücke nach 7 Monaten wieder aufgehoben werden musste. Es hatten sich Mehrkosten von ca. 1 Million € ergeben. Die Verwaltung hatte die Kosten für die archäologischen Ausgrabungen, die Sondermüll-Entsorgung für den Aushub des Regenrückhaltebeckens und die Ausgleichsmaßnahmen einfach mal vergessen.

Nach unserem heutigen Kenntnisstand sind wir froh, wenn das Baugebiet für die Gemeinde keine Verluste einfährt.